Gedenkfeier Inge Nimz

Rede von Gaby Heilinger

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Mayr, 
sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats, 
sehr geehrte Vertreter der Kemptener Kirchen und Religionsgemeinschaften, 
sehr geehrte Frau Gundi Müller als Schwester von Inge Nimz,
liebe Vorstandskolleginnen und –kollegen, 
sehr geehrte Damen und Herren,

Herzlich Willkommen und einen wunderschönen Abend

„Wir feiern ein Fest, wir feiern ein Haus! Ein Fest gibt Anlass zur Rückschau, zur Freude, zum Dank,“ so hat Inge Nimz vor nun bereits 21 Jahren die Feier zum 15-jährigen Bestehen unseres Hauses eingeleitet. Diesen Satz möchte ich aufgreifen, ich sage es so: 
„Wir feiern ein Fest, wir feiern ein Bild! Dieses Fest gibt Anlass zur Erinnerung, zur Freude, zum Dank“. 
Für diejenigen, die mich vielleicht nicht kennen: Ich bin Gaby Heilinger, die 1. Vorsitzende dieses Hauses. 
Ja, wir erinnern uns sehr gern an Inge Nimz, und es ist mir eine große Ehre, die Nachfolgerin einer so außergewöhnlichen Frau zu sein. Erst kürzlich habe ich wieder von einem ihrer Weggefährten erfahren, mit wie viel Hingabe, Liebe und Gottvertrauen sie dem allgemeinen Bedürfnis nach Begegnung und Verbundenheit unterschiedlicher Menschen und Kulturen nachgekommen ist.
Unser Alt-OB, Herr Dr. Netzer, der heute leider schon einen anderen Termin hatte, schreibt uns: „ Ich habe Frau Nimz sehr geschätzt. Sie war eine Persönlichkeit, die ihre christlichen Werte aus vollem Herzen und mit hohem Engagement gelebt hat.“
Ebenso lässt Dr. Höss, ebenfalls Alt-OB, durch mich wörtlich übermitteln: „Frau Pfarrerin Inge Nimz gebührt unser tiefer Respekt und unser aufrichtiger Dank. Sie hat mit Phantasie und Fleiß die Grundlagen geschaffen, auf denen eine friedliche internationale Mitbürgerschaft in unserer Stadt wachsen und gedeihen konnte.“ 
Bildlich gesehen, würde ich Inge Nimz als Mutter des Hauses darstellen, und Herrn Dr. Höss würde ich gerne als Vater des Haus International bezeichnen. Vater deswegen, weil er in vorbildlicher Art und Weise, eben vatergerecht, dafür gesorgt und dazu verholfen hat, dass das in der Stadtverwaltung zunächst sehr umstrittene Projekt „Haus International“ letztendlich doch ein „Happy End“ nahm und somit die „Kinder“, sprich: Migranten, ein Dach über dem Kopf hatten.

Ich will nun kurz einen Überblick über Inges Leben geben, ins Detail gehen dann später ihre damaligen Weggefährten: Inge Nimz wurde am 7.3.1925 in Königsberg geboren und erlebte dort eine unbeschwerte Kindheit und Jugend. Leider bereitete der Krieg dem ein Ende. Die Familie musste flüchten und befand sich ein Jahr lang auf der Flucht, ehe sie 1945 in Kempten bei den Großeltern eine neue Heimat fand. Inge studierte Germanistik und Theologie und nahm 1953 ihre Arbeit als evangelische Pfarrerin in Kempten auf, und damit war sie die 1. Pfarrerin im Allgäu. 
Kreative Gottesdienste und religiöse Dialoge waren ihre Anliegen. Sehr gern fuhr Inge nach Taizé, um sich dort Energie und Anregungen für ihre Arbeit zu holen. Liturgische Nächte, Osternacht- und Weihnachtsgottesdienste, Taufen, Trauungen, theologische Meditationen, Frauengottesdienste waren ebenso Inhalte ihrer Arbeit wie auch sozialpolitische Probleme der Menschen zu erkennen und zu verändern. Beispielsweise baute sie die Bolivienhilfe mit auf, besuchte die Menschen dort vor Ort und sorgte mit dafür, dass von den Geldspenden 12 Schulen gebaut werden konnten.
Und dann, Anfang der 70er Jahre tat sich das auf, was wegweisend für unser heutiges Haus war. Inge ging nämlich gegen die Vorurteile an, die ausländischen und zugewanderten Familien mit Kindern entgegengebracht wurden. Sie initiierte einen Arbeitskreis und eine Hausaufgabenbetreuung für Migrantenkinder. Diese Aktion, bei der die Kinder aufblühten, Selbstvertrauen gewannen und dadurch auch schulische Erfolge erlangten, war die Basis für unser heutiges Haus International, auch oder noch immer mit einer Hausaufgabenbetreuung. 
Allerdings inzwischen nicht mehr im Wohnzimmer von Inge Nimz, sondern auf einem weiter entwickelten, zeitgemäßen Niveau auf einer eigenen Etage mit 3 großen, komfortablen Räumen. Hier schwingt heute Ruth Haupt das Zepter und sorgt zusammen mit einer sozialpädagogischen Kraft, Gudrun Brunner, einem Bufdi, 2 Praktikanten und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern sehr kompetent dafür, dass es den Kindern gut geht und sie schulische Erfolge erzielen. 
Dieser Bildungsbereich in unserem Hause hat sich 2014 noch erweitert, nämlich, als der staatlich anerkannte Bereich “Deutsch lernen im Haus International“ unter inzwischen meiner eigenen Trägerschaft sich im Haus etablierte. Seit 2005 unter der Trägerschaft der VHS, nun seit 2014, wie gesagt, unter meiner Trägerschaft, finden hier regelmäßig und sehr erfolgreich die staatlich anerkannten und vom Bundesamt geförderten Integrationskurse statt. 
Verwaltungsmäßig hat sich auch einiges geändert. Rudi Goschler, Inges Mitstreiter der 1. Stunde ist vor 4 Jahren in den Ruhestand gegangen. Rudi hat die Geschicke des Hauses 34 Jahre lang als Geschäftsführer an Inges Seite gelenkt. Sie haben als Superteam das Haus durch Dick und Dünn, durch gute und schlechte Zeiten geführt. 
In diesem Zusammenhang möchte ich Rudi auch für heute Abend entschuldigen. Er wäre sehr gern gekommen, hat aber eine wichtige Familienangelegenheit, bei der er heute unbedingt gebraucht wird. Er lässt Sie alle per What’s APP recht herzlich grüßen.
Ja, und als uns vor 4 Jahren unser Rudi verließ, kam, als neuer Geschäftsführer, Lajos Fischer zu uns. Wir haben ihn inzwischen genau so lieb gewonnen und er leitet das Haus sehr gut vernetzt und auf einem zeitgemäßen hohen Niveau. 
Eda Odaci unterstützt uns als Teilzeitkraft in vielen verwaltungstechnischen Arbeiten und Sami Ibrahim, als neuestes Mitglied in unserem Team, ist u.a. für die Anerkennungsberatung der Migranten zuständig. 
Ja, und last but not least ist Pinar und ihr Göttergatte Erhan zuständig für die Sauberkeit in unserem Hause. Pinar, die Tochter von Alim, dem jahrzehntelangen guten Geist des Hauses, erlebte Inge in vielerlei Hinsicht als zur Familie gehörig. „Sie war meine Oma“, sagt sie und erinnert sich daran, dass Inge jeden Samstag in das oberste Stockwerk des alten Haus International, in dem sie wohnten, kam, um mit der Familie zu essen, zu reden, zu lachen. 
So, jetzt kennen Sie in sehr groben Zügen die Mitarbeiter unseres Hauses.
Und über allem wacht unsere Inge!!! 
Das Haus International ist inzwischen zu einer bekannten und anerkannten Begegnungsstätte für deutsche und ausländische Mitbürger gewachsen und trägt seit 36 Jahren wesentlich zur erfolgreichen Integration in Kempten bei. Viele kulturelle Feste, Konzerte, Ausstellungen, Lesungen oder Diskussionen, die in unserem schönen Saal stattfinden, thematisieren verschiedene Aspekte des interkulturellen Zusammenlebens. Der Höhepunkt der vielen interkulturellen Begegnungen ist zweifelsohne das Burghaldefest.
Nicht abzustreiten ist es, dass Inge Nimz mit diesem Haus einen wesentlichen Beitrag zur globalen Völkerverständigung geleistet hat, und zwar mit viel Gefühl für das Wesentliche im Menschen, mit Leichtigkeit, die sie in Spiel und Tanz ausdrückte, mit viel Kreativität und ausdrucksstarken Visionen, mit Hilfsbereitschaft, Motivation und der wunderbaren Eigenschaft, auch andere Menschen mit ihrer Überzeugungskraft zu motivieren, ... zu motivieren für diese wunderbare Absicht, Nächstenliebe in Form von Vertrauen, Respekt und Achtung zu üben, an jedem unserer Mitmenschen. 
Ganz besonders gut hat mir persönlich Inges ständiger Einsatz für den Frieden gefallen. Friedensgebete, Lichterketten und nicht zuletzt der Friedensplatz mit dem Friedensbaum gehen auf ihre Initiative zurück. 
Sie wollte Brücken bauen zwischen unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Traditionen. Sie hat es geschafft. Wie sie diese Aufgabe im Einzelnen bewältigte, werden uns gleich einige ihrer Weggefährten berichten. 
Die Freude, die Lebendigkeit, die Harmonie und Herzlichkeit, die Inge Nimz damals gepflanzt hat, prägen auch heute noch dieses Haus, und wir freuen uns immer sehr, wenn uns genau das von unseren vielen Besuchern angetragen wird, wenn sie sich freuen über die wunderbare Atmosphäre, die diesem Haus innewohnt.
Zu Anfang habe ich gesagt: Ein Fest gibt Anlass zur Erinnerung, zur Freude, zum Dank. Dank sagen möchte ich nun darum all denjenigen, die dank ihrer Herzensbildung, dank ihrer Zeit, die sie sich nehmen, dank ihres Fingerspitzengefühls bei der Zuwendung anderen Kulturen gegenüber und dank Ihrer helfenden Hand in so großem Umfang zum Allgemeinwohl und dieser so wohltuenden Atmosphäre beitragen.
Dank sagen möchte ich auch unserem Lajos für die wunderbare Idee zu diesem Projekt. Ohne ihn würden wir hier heute nicht sitzen und sooo gespannt sein auf Inge und ihr Portrait. Er wird gleich noch einiges dazu sagen, wie er so darauf gekommen ist, usw. Vielen Dank , Lajos.
Liebe Inge, wir feiern heute mit dir. Ich weiß, dass du unter uns bist und dich freust, dass wir deine Idee weitertragen und deine Arbeit fortführen. Dir zu Ehren haben wir dein Portrait von der Künstlerin Ildikó Titkó anfertigen lassen, und ich finde, es ist wunderschön geworden. Lass dich überraschen.
Lassen Sie sich nun alle überraschen. Lassen Sie uns das Bild feiern.
Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Abend, weiterhin mit Inge Nimz. Und mit Lajos Fischer. Lajos übernimmt nun die weitere Moderation und wird Sie durch den Abend führen. Viel Spaß dabei, und danke fürs Zuhören.

Rede von Ildikó Titkó

Liebes Publikum, 

erlauben Sie, dass ich heute Abend Lajos' Angebot annehme und Ungarisch zu Ihnen spreche, weil es mir in den Abendstunden noch schwer fällt, Deutsch zu sprechen. Ab Februar fange ich jedoch hier im Haus International mit einem Deutschkurs an, das heißt, das nächste Mal werde ich in einem sicheren Deutsch zu Ihnen sprechen können.
Zunächst möchte ich mich für die Ehre und das Vertrauen bedanken, dass ich das Portrait von Inge Nimz anfertigen durfte. Umso mehr, weil ich erst seit zwei Jahren im Allgäu lebe und sie persönlich nicht kennenlernen konnte.
Ich konnte mich mithilfe von Fotos und einigen erzählten Geschichten ihrer Person annähern, bei der Erstellung des Bildes standen mir nur kleinformatige, oft unscharfe Fotos zur Verfügung. Das stellte für mich kein Problem dar, bedeutete aber eine fachliche Herausforderung. Wenn es mir gelang, sie so darzustellen, dass Sie sie wiedererkennen und wenn Sie bei dem Betrachten des Bildes auch etwas von ihrer Seele mitbekommen, dann habe ich die Aufgabe gut lösen können und darf stolz vor Ihnen stehen. 
Vielleicht haben Sie Interesse daran, ein paar technische Details über das Bild zu erfahren.
Die Komposition des Bildes haben wir gemeinsam mit Gaby und Lajos entwickelt, und dass das Bild auf Holz gemalt wurde, ist auch ihrer kühnen, aber zur Atmosphäre des Raumes passenden Idee zu verdanken.
Schließlich machte ich aus dieser Idee, mit Holz zu arbeiten, einen wichtigen Bestandteil des Konzepts, vor allem dadurch, dass ich die warme Farbe und die charakteristische Fläche des Holzes großflächig beibehalten habe. Ich habe mit einer teilweise durchsichtigen, teilweise weiß deckenden Lasurfarbe gearbeitet. Der dem Zeichnen nahe stehende Stil hat sehr gut zu meinen künstlerischen Vorlieben gepasst. 
Als Schöpferin des Bildes wollte ich zunächst soviel erzählen. Wenn jemanden weitere technische Details interessieren, stehe ich Ihnen gerne im persönlichen Gespräch zur Verfügung.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Rede von Wolf Hennings

Pfarrerin Inge Nimz zum Gedenken
Nachdem ich gefragt wurde, ob ich als „Zeitzeuge“ von Inge Nimz sprechen möchte und mir darüber Gedanken machte, kamen mir meine Erinnerungen an Frau Pfarrerin Inge Nimz wie Mosaiksteine in den Sinn. Einzelne Teile der Begegnung mit ihr, die heute Abend vielleicht mit anderen Gedanken zu einem vollständigen und wichtigen Bild von Inge zusammengefügt werden.
1. Ich habe hier diesen vergoldeten Holzleuchter mitgebracht und zünde ihn für Pfrin. Inge Nimz an. – Er ist ein Geschenk, dass ich an einem Sonntagabend von ihr und einigen Mitgliedern der Taizè-Gruppe in der Markuskirche geschenkt bekam. Sie kamen viele Jahre seit 1985 immer zu Ostern mit einem Dank an die Markusgemeinde. In einem der Räume hatte Inge Nimz und die – manchmal nur 5 jüngeren Leute, manchmal über 20 - ihren festen Gruppenraum. 
 2. Als Zeitzeuge bin ich ihr Pfarrerskollege. Ostern – die Auferstehung Jesu Christi – war für sie zentraler Impuls für ihr Christsein. 
Das ist ein Osterleuchter. Ihre Ausdauer, ihr immer neues Beginnen und Weitermachen, das Durchhaltevermögen auch in schwierigen Tagen und Fragen... Diese Botschaft Jesu Christi lebte sie und gab sie weiter. Es waren Frauen, die als Erste Zeuginnen der Auferstehung wurden. Die Männer hatten sich ängstlich eingesperrt. Als die erste Pfarrerin in Kempten hatte sie um die Wichtigkeit des geistlichen Amtes für Frauen kämpfen müssen, wurde belächelt oder links liegen gelassen. 
Die Zeit und der Zuspruch haben ihr Recht gegeben. Und sie hat Kraft der Auferstehung durchhalten können. 
 3. Als ich im Jahre ihres Todes gehört hatte, dass sie im Städt. Krankenhaus lag, besuchte ich sie dort. Sie lag im Bett auf ihrem Kopfkissen, das markante, hagere Gesicht eingerahmt von ihrem weißen Haar. Das Bild hab ich noch vor mir. – Ich hab ihr das nicht gesagt, aber sie erschien mir wie ein Engel mit einem Heiligenschein. Worüber wir sprachen, weiß ich nicht mehr. Aber sie bat mich auch, sie zu segnen. Ein Engel, der weiß, dass die die Begleitung Gottes Kraft und Hilfe ist. - Aber dann gab sie mir gleich einen Auftrag, eben wie das so ihre Art war, das ist auch eine Eigenart von Engeln: Sie habe einen Termin im Westallgäu. Ich solle dort Bescheid geben, dass es ihr bald wieder besser gehen werde und sie mögen den geplanten Abend mit ihr um kurze Zeit verschieben.
 
4. Wir sind im Herbst 1985 nach Kempten/Markuskirche gezogen. Ich glaube, in einer Dienstbesprechung der kirchlichen Mitarbeiter im Kempten, war die Frage aufgekommen, in welcher der Gemeindehäuser Platz für eine Taizè-Meditation sei, die Pfarrerin Frau Nimz führte. Im bisherigen Raum ginge es nicht mehr. In den Gemeinderäumen der Markuskirche könne es gehen, bejahte ich, nachdem Inge Nimz mich direkt gefragt hatte. Dann kam sie mit vollgepackten Autos und Helferinnen und Helfern. Etwa 20 Meditations-Schemel und einer Unzahl von Schafswollfellen, Liederhefte u. a. Der kleine Abstellraum neben dem Gemeinderaum war damit gleich gut ausgefüllt. Dass die Dinge jeden Sonntag auf- und wieder abgebaut wurden, weil ja auch Jugend u. a. Gruppen ihre Stunden abhielten und untergebracht werden wollten, hat mich immer wieder neu beeindruckt. Sonntag für Sonntag, solange sie lebte, wurde das so gemacht. Sonntag für Sonntag wurde auch für die Markusgemeinde gebetet. Sie hielt durch, was sie für sinnvoll hielt. Hier lag eine ihrer dauerhaften Wirkungsgründe. 

5. In dem Mosaik meiner Erinnerungen sehe ich Inge Nimz selten allein. Meist war sie umgeben von jüngeren Frauen und wenigen Männern, die um sie herum so eine Art Kreis bildeten. Dabei kam es nicht auf Konfessionszugehörigkeit und kirchliche Grenzen an. Inge Nimz verstand es, einzelne so in ihren Bann zu ziehen, dass sie selbstverständlich mit ihr gemeinsam anpackten, z. B. zu Weltjugendtagen oder Kirchentagen unterwegs waren. Gott hatte ihr die Gabe geschenkt, Menschen mitzunehmen auf dem Weg zum Glauben. Ich treffe heute immer wieder einmal Menschen, die mir sagen: Die Treffen mit Inge Nimz waren für mich damals eine wichtige Zeit für mein Verhältnis zu Gott und zur Kirche. Wobei Inge Nimz mit „Kirche“ immer die Gesamtheit der Kinder Gottes meinte. Das Hickhack zwischen den Konfessionen war für sie unverständlich. Das bemerkte der Besucher der Emmaus-Gottesdienste in der Keckkapelle und der langen Tradition der Auferstehungsfeiern, die feste Bestandteile Inges Einsatzes für Gott und die Welt waren. 
6. Manches war ihr unwichtig. Äußerlichkeiten spielen für manche Engel zum Glück oftmals keine große Rolle. Ein Beispiel dafür: Meine Frau und ich hatten unseren Wagen oben am Parkplatz oben auf dem Mariaberg abgestellt und gingen spazieren. Bei der Rückkehr sah ich Inge Nimz etwas aufgeregt hinter unserem Auto stehen: Als sie erfuhr, dass es unser Wagen war, meinte sie: Gut, dass dies nur euer Auto ist. Ich bin da gerade etwas hingefahren. Wir nahmen das achselzuckend zur Kenntnis. So war sie eben. Manche Äußerlichkeiten, z. B. zeitliche Festlegungen waren ihr unwichtiger als die menschlichen Kontakte. 
7. Eines der Mosaiksteine aus ihrem Leben sind Beharrlichkeit und Konsequenz. Sie scheute sich nicht sehr direkt zu sein: Nach einem ökumenischen Gottesdient in St. Michael, bei dem ich wahrscheinlich zu ausführlich geworden war, kam sie erregt auf mich zu. „Jetzt sind endlich einmal so viele Menschen im Gottesdienst und Du predigst viel, viel zu lange. Wolf, das geht so nicht! Das musst Du noch lernen.“ Oder nach einer Sparkassen-Gewinnausschüttung in Marktoberdorf: Die Briefumschläge mit der Bekanntgabe der Höhe der Zuwendungen für Vereine u.a. wurden verteilt. Nach der Veranstaltung steuerte Inge auf OB Netzer zu: „Das ist zu wenig. Dem Haus International steht mehr zu. Wir haben das Geld schon in den Haushaltsplan eingeplant“. Netzer musste wahrscheinlich aus einem anderen Geldtopf etwas zulegen. Inge konnte ihren Finger in wunde Punkte legen. Natürlich auch in die ihrer Kirche. Beharrlich und konsequent. 
 
8. Die Gemeinsamkeit der Christen erlebte ich als ihr großes Anliegen. Kopfschüttelnd musste sie hinnehmen, dass es keine gemeinsame Eucharistie mit der kath. Kirche gab. Ich sah sie, wie sie sich bei einer Eucharistiefeier selbstverständlich in die Reihe der Empfangenen einreihte. Ich glaube nicht, dass sie ein katholischer Kollege abwies. Dass die Zusammenarbeit mit den Freikirchen damals zunehmend schwieriger geworden war, konnte sie nicht verstehen. 
9. Die Stellung der Frau in den Kirchen und in der Gesellschaft ist ein weiterer Gesichtspunkt: Inge Nimz konnte erst ordiniert werden und Pfarrerin sein, nachdem der damalige Landesbischof, der sich dagegen gewehrt hatte, in Ruhestand getreten war. Inge Nimz, damals erste evangelisch-lutherische Pfarrerin in Kempten! Sie ging hier einen langen und kontinuierlichen Weg, bis sie endlich auch von katholischer und auf gesellschaftlicher Ebene als „Frau Pfarrerin“ akzeptiert worden war. Sie war – so habe ich es erlebt – immer wieder die treibende Kraft, wenn Frauen ihren gleichberechtigten Platz in den Kirchen bekommen sollten. 
Der Inge Nimz Leuchter sagt mir: Es gibt immer wieder einen Anfang für uns persönlich aber auch im Miteinander der Menschen. Das hat sie vorgelebt, dafür hat sie geleuchtet. Danke! 

Wolf Hennings, Pfr. i. R. 

Rede von Zafer Simsek

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,

ich freue mich heute Abend zu diesem besonderen Anlass hier zu sein.
Das Haus International war in meiner Kindheit ein schöner Ort, um Zeit zu verbringen und neue Freunde kennen zu lernen. 
Dies habe ich auch größtenteils Inge Nimz zu verdanken, da sie sich im 
Haus International um alles gekümmert hat und sich vor allem viel mit uns Kindern beschäftigt hat, wofür ich ihr sehr dankbar bin. 

Jetzt möchte ich an unseren Imam Hayati Sögüt übergeben, 
er wird ein kleines Gebet sprechen.

Vielen Dank.
Share by: