Ja, wir erinnern uns sehr gern an Inge Nimz, und es ist mir eine große Ehre, die Nachfolgerin einer so außergewöhnlichen Frau zu sein. Erst kürzlich habe ich wieder von einem ihrer Weggefährten erfahren, mit wie viel Hingabe, Liebe und Gottvertrauen sie dem allgemeinen Bedürfnis nach Begegnung und Verbundenheit unterschiedlicher Menschen und Kulturen nachgekommen ist.
Unser Alt-OB, Herr Dr. Netzer, der heute leider schon einen anderen Termin hatte, schreibt uns: „ Ich habe Frau Nimz sehr geschätzt. Sie war eine Persönlichkeit, die ihre christlichen Werte aus vollem Herzen und mit hohem Engagement gelebt hat.“
Ebenso lässt Dr. Höss, ebenfalls Alt-OB, durch mich wörtlich übermitteln: „Frau Pfarrerin Inge Nimz gebührt unser tiefer Respekt und unser aufrichtiger Dank. Sie hat mit Phantasie und Fleiß die Grundlagen geschaffen, auf denen eine friedliche internationale Mitbürgerschaft in unserer Stadt wachsen und gedeihen konnte.“
Bildlich gesehen, würde ich Inge Nimz als Mutter des Hauses darstellen, und Herrn Dr. Höss würde ich gerne als Vater des Haus International bezeichnen. Vater deswegen, weil er in vorbildlicher Art und Weise, eben vatergerecht, dafür gesorgt und dazu verholfen hat, dass das in der Stadtverwaltung zunächst sehr umstrittene Projekt „Haus International“ letztendlich doch ein „Happy End“ nahm und somit die „Kinder“, sprich: Migranten, ein Dach über dem Kopf hatten.
Ich will nun kurz einen Überblick über Inges Leben geben, ins Detail gehen dann später ihre damaligen Weggefährten: Inge Nimz wurde am 7.3.1925 in Königsberg geboren und erlebte dort eine unbeschwerte Kindheit und Jugend. Leider bereitete der Krieg dem ein Ende. Die Familie musste flüchten und befand sich ein Jahr lang auf der Flucht, ehe sie 1945 in Kempten bei den Großeltern eine neue Heimat fand. Inge studierte Germanistik und Theologie und nahm 1953 ihre Arbeit als evangelische Pfarrerin in Kempten auf, und damit war sie die 1. Pfarrerin im Allgäu.
Kreative Gottesdienste und religiöse Dialoge waren ihre Anliegen. Sehr gern fuhr Inge nach Taizé, um sich dort Energie und Anregungen für ihre Arbeit zu holen. Liturgische Nächte, Osternacht- und Weihnachtsgottesdienste, Taufen, Trauungen, theologische Meditationen, Frauengottesdienste waren ebenso Inhalte ihrer Arbeit wie auch sozialpolitische Probleme der Menschen zu erkennen und zu verändern. Beispielsweise baute sie die Bolivienhilfe mit auf, besuchte die Menschen dort vor Ort und sorgte mit dafür, dass von den Geldspenden 12 Schulen gebaut werden konnten.
Und dann, Anfang der 70er Jahre tat sich das auf, was wegweisend für unser heutiges Haus war. Inge ging nämlich gegen die Vorurteile an, die ausländischen und zugewanderten Familien mit Kindern entgegengebracht wurden. Sie initiierte einen Arbeitskreis und eine Hausaufgabenbetreuung für Migrantenkinder. Diese Aktion, bei der die Kinder aufblühten, Selbstvertrauen gewannen und dadurch auch schulische Erfolge erlangten, war die Basis für unser heutiges Haus International, auch oder noch immer mit einer Hausaufgabenbetreuung.
Allerdings inzwischen nicht mehr im Wohnzimmer von Inge Nimz, sondern auf einem weiter entwickelten, zeitgemäßen Niveau auf einer eigenen Etage mit 3 großen, komfortablen Räumen. Hier schwingt heute Ruth Haupt das Zepter und sorgt zusammen mit einer sozialpädagogischen Kraft, Gudrun Brunner, einem Bufdi, 2 Praktikanten und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern sehr kompetent dafür, dass es den Kindern gut geht und sie schulische Erfolge erzielen.
Dieser Bildungsbereich in unserem Hause hat sich 2014 noch erweitert, nämlich, als der staatlich anerkannte Bereich “Deutsch lernen im Haus International“ unter inzwischen meiner eigenen Trägerschaft sich im Haus etablierte. Seit 2005 unter der Trägerschaft der VHS, nun seit 2014, wie gesagt, unter meiner Trägerschaft, finden hier regelmäßig und sehr erfolgreich die staatlich anerkannten und vom Bundesamt geförderten Integrationskurse statt.
Verwaltungsmäßig hat sich auch einiges geändert. Rudi Goschler, Inges Mitstreiter der 1. Stunde ist vor 4 Jahren in den Ruhestand gegangen. Rudi hat die Geschicke des Hauses 34 Jahre lang als Geschäftsführer an Inges Seite gelenkt. Sie haben als Superteam das Haus durch Dick und Dünn, durch gute und schlechte Zeiten geführt.
In diesem Zusammenhang möchte ich Rudi auch für heute Abend entschuldigen. Er wäre sehr gern gekommen, hat aber eine wichtige Familienangelegenheit, bei der er heute unbedingt gebraucht wird. Er lässt Sie alle per What’s APP recht herzlich grüßen.
Ja, und als uns vor 4 Jahren unser Rudi verließ, kam, als neuer Geschäftsführer, Lajos Fischer zu uns. Wir haben ihn inzwischen genau so lieb gewonnen und er leitet das Haus sehr gut vernetzt und auf einem zeitgemäßen hohen Niveau.
Eda Odaci unterstützt uns als Teilzeitkraft in vielen verwaltungstechnischen Arbeiten und Sami Ibrahim, als neuestes Mitglied in unserem Team, ist u.a. für die Anerkennungsberatung der Migranten zuständig.
Ja, und last but not least ist Pinar und ihr Göttergatte Erhan zuständig für die Sauberkeit in unserem Hause. Pinar, die Tochter von Alim, dem jahrzehntelangen guten Geist des Hauses, erlebte Inge in vielerlei Hinsicht als zur Familie gehörig. „Sie war meine Oma“, sagt sie und erinnert sich daran, dass Inge jeden Samstag in das oberste Stockwerk des alten Haus International, in dem sie wohnten, kam, um mit der Familie zu essen, zu reden, zu lachen.
So, jetzt kennen Sie in sehr groben Zügen die Mitarbeiter unseres Hauses.
Und über allem wacht unsere Inge!!!
Das Haus International ist inzwischen zu einer bekannten und anerkannten Begegnungsstätte für deutsche und ausländische Mitbürger gewachsen und trägt seit 36 Jahren wesentlich zur erfolgreichen Integration in Kempten bei. Viele kulturelle Feste, Konzerte, Ausstellungen, Lesungen oder Diskussionen, die in unserem schönen Saal stattfinden, thematisieren verschiedene Aspekte des interkulturellen Zusammenlebens. Der Höhepunkt der vielen interkulturellen Begegnungen ist zweifelsohne das Burghaldefest.
Nicht abzustreiten ist es, dass Inge Nimz mit diesem Haus einen wesentlichen Beitrag zur globalen Völkerverständigung geleistet hat, und zwar mit viel Gefühl für das Wesentliche im Menschen, mit Leichtigkeit, die sie in Spiel und Tanz ausdrückte, mit viel Kreativität und ausdrucksstarken Visionen, mit Hilfsbereitschaft, Motivation und der wunderbaren Eigenschaft, auch andere Menschen mit ihrer Überzeugungskraft zu motivieren, ... zu motivieren für diese wunderbare Absicht, Nächstenliebe in Form von Vertrauen, Respekt und Achtung zu üben, an jedem unserer Mitmenschen.
Ganz besonders gut hat mir persönlich Inges ständiger Einsatz für den Frieden gefallen. Friedensgebete, Lichterketten und nicht zuletzt der Friedensplatz mit dem Friedensbaum gehen auf ihre Initiative zurück.
Sie wollte Brücken bauen zwischen unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Traditionen. Sie hat es geschafft. Wie sie diese Aufgabe im Einzelnen bewältigte, werden uns gleich einige ihrer Weggefährten berichten.
Die Freude, die Lebendigkeit, die Harmonie und Herzlichkeit, die Inge Nimz damals gepflanzt hat, prägen auch heute noch dieses Haus, und wir freuen uns immer sehr, wenn uns genau das von unseren vielen Besuchern angetragen wird, wenn sie sich freuen über die wunderbare Atmosphäre, die diesem Haus innewohnt.
Zu Anfang habe ich gesagt: Ein Fest gibt Anlass zur Erinnerung, zur Freude, zum Dank. Dank sagen möchte ich nun darum all denjenigen, die dank ihrer Herzensbildung, dank ihrer Zeit, die sie sich nehmen, dank ihres Fingerspitzengefühls bei der Zuwendung anderen Kulturen gegenüber und dank Ihrer helfenden Hand in so großem Umfang zum Allgemeinwohl und dieser so wohltuenden Atmosphäre beitragen.
Dank sagen möchte ich auch unserem Lajos für die wunderbare Idee zu diesem Projekt. Ohne ihn würden wir hier heute nicht sitzen und sooo gespannt sein auf Inge und ihr Portrait. Er wird gleich noch einiges dazu sagen, wie er so darauf gekommen ist, usw. Vielen Dank , Lajos.
Liebe Inge, wir feiern heute mit dir. Ich weiß, dass du unter uns bist und dich freust, dass wir deine Idee weitertragen und deine Arbeit fortführen. Dir zu Ehren haben wir dein Portrait von der Künstlerin Ildikó Titkó anfertigen lassen, und ich finde, es ist wunderschön geworden. Lass dich überraschen.
Lassen Sie sich nun alle überraschen. Lassen Sie uns das Bild feiern.
Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Abend, weiterhin mit Inge Nimz. Und mit Lajos Fischer. Lajos übernimmt nun die weitere Moderation und wird Sie durch den Abend führen. Viel Spaß dabei, und danke fürs Zuhören.