Ich habe eine sehr schlechte Erfahrung mit einer Ausländerbehörde gemacht. Es gab dort eine Angestellte, die, Ihrem Ruf entsprechend, auch mir gegenüber absolut nicht wohlgesonnen war. Nachdem es in vielerlei Hinsicht unterschiedliche Diskussionen zwischen uns gab, versuchte die Dame immer wieder bei sämtlichen Behörden, meinen Aufenthalt zu verhindern oder gar zurücknehmen zu lassen. Glücklicherweise ließen sich die Behörden aber in ihrer Entscheidung nicht beeinflussen und sprachen mir den Aufenthalt nicht ab.
Trotz dieser Entscheidungen von übergeordneten Stellen, hat die Dame der Ausländerbehörde die Ausstellung des elektronischen Aufenthaltstitels immer wieder aus nicht nachzuvollziehenden Gründen verzögert. Meine erste Arbeitsstelle habe ich aus diesem Grunde verloren. Auch diese Tatsache hat sie in keinster Weise berührt oder dazu veranlasst, von ihrem Ermessensspielraum Gebrauch zu machen.
Ziemlich deprimiert musste ich erkennen, wie schwer es oftmals ist, als Geflüchteter sein Recht geltend zu machen. Arbeitslos stand ich nun da, verschuldet durch eine Behörde, die der Anweisung ihrer übergeordneten Stelle aus persönlichen, niedrigen Gründen nicht Folge leisten wollte und war wieder einmal auf das Jobcenter angewiesen, um meinen Lebensunterhalt zu gewährleisten. Dabei war es mir ein so großes Anliegen, auf eigenen Füßen stehen zu können, ohne staatliche Hilfe, ohne die ewigen Bitten um Unterstützung und ohne die unendlichen Diskussionen um Rechte, die mir zustehen oder wohl auch nicht.
Aber offensichtlich und glücklicherweise gibt es auch im Leben eines Geflüchteten einen Lichtblick. Dieser Lichtblick offenbarte sich nach geraumer Zeit für mich in meiner zweiten Arbeitsstelle, die sich mir nach unzähligen Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen ergab. Ich hatte es sehr gut getroffen, denn die Geschäftsführerin dieses Unternehmens hat sich aufgrund meiner Schilderung der Angelegenheit, die zum Verlust meines ersten Arbeitsplatzes führte, sehr intensiv mit meiner Situation befasst, indem sie nahezu täglich mit der entsprechenden Dame der Ausländerbehörde telefonierte und in gewisser Weise Druck ausübte. Sie war durchaus in der Lage, diesen Druck auszuüben, da sie durch ihre Position im Unternehmen die Möglichkeit hatte, Zugang und Kontakte zu sämtlichen Organisationen und Verbänden zu haben, die sich mit Rassismus und Diskriminierung befassen und diese bekämpfen.
Den Kampf hat sie für mich gewonnen. Widerwillig erteilte mir die Angestellte der Ausländerbehörde den ersehnten elektronischen Aufenthaltstitel.
Trotz dieses Erfolges war ich traurig, und tief in meinem Inneren empfand ich es als sehr verletzend und nicht nachvollziehbar, dass andere Geflüchtete, die viel Ärger und Probleme bereiten, täglich Kontakt mit der Polizei haben, teilweise festgenommen werden und immer wieder auffällig sind, viel schneller als z. B. ich, einen Aufenthaltstitel erhalten. So langsam drängt sich auch bei mir der Gedanke auf, dass den Flüchtlingen teilweise Probleme bereitet werden, um Konflikte zu erzeugen, die dann eskalieren und man dadurch Anlass hat, sie als Kriminelle zu bezeichnen und als die „Mutter aller Probleme“ verantwortlich zu machen.
Der gleiche Eindruck wird auch bei der Einrichtung der Ankerzentren oder anderer Gemeinschaftsunterkünften vermittelt. Es könnte der Eindruck entstehen, dass die geflüchteten Menschen bewusst an einem Ort zusammengehalten werden, um auch hier Terror und Konflikte zu erzeugen, und einem Teil der deutschen Gesellschaft Anlass zu geben, wieder einmal gegen die Flüchtlinge auf die Barrikaden zu gehen und Äußerungen wie z. B.: „ Schaut, die Flüchtlinge machen nur Probleme, sie bilden Parallelgesellschaften zu unserer Gesellschaft“, usw. zu provozieren.
Inzwischen bin ich ein Teil der Gesellschaft, bin gut integriert, habe meine Arbeitsstelle, viele Freunde, spreche sehr gut Deutsch und fühle mich ausgesprochen wohl. Somit verschwinden auch so langsam die schlechten und bitteren Erfahrungen und auch die negativen Gedanken und Unterstellungen bzgl. gewisser Machenschaften verschiedener Gruppierungen oder Parteien verschwimmen merklich und verschmelzen einfach mit innerer Zufriedenheit und geben dadurch Hoffnung und einen Ausblick auf eine vielversprechende Zukunft.
25.11.2018/Gabriele Heilinger