Das kollektive Gedächtnis einer Stadt als gemeinsames Kulturgut muss "regelmäßig aktualisiert und verhandelt oder (re)manifestiert werden", denn die entsprechenden Inhalte entscheiden über "ein Zugehörigkeits- oder Nicht-Zugehörigkeitsgefühl", meint Karsten Michael Drohsel (Das Erbe des Flanierens, Bielefeld 2016, 76 u. 89).
"Erinnerung ist ein dynamischer Vorgang, durch den Gedächtnis, das heißt die Inhalte, derer man sich erinnert, aktualisiert und Vergangenes angeeignet wird", schreibt Moritz Csáky (Die Mehrdeutigkeit von Gedächtnis und Erinnerung, https://epub.ub.uni-muenchen.de/603/, 2004, 8)
Damit in Kempten, in einer Stadt, in der die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger auf eine persönliche oder familiäre Zuwanderungsgeschichte zurückblickt und in der nach aktuellen Statistiken mehr als ein Drittel der Einwohner einen Migrationshintergrund hat, das Zugehörigkeitsgefühl möglichst alle hier lebenden Menschen einschließen kann, brauchen wir ein kollektives Gedächtnis und damit verbunden eine Erinnerungskultur, die die Geschichte der Einwanderung und die damit verbundenen Diskurse integrieren.
Auf den folgenden Seiten werden wir zunächst einige Dokumente, die über die Höhen und Tiefen des interkulturellen Zusammenlebens zeugen, veröffentlichen.